Die Kunst der Khatamarbeit: Eine Tradition aus Persien

Khatam – Geometrie in Geduld gemeißelt

Die persische Kunst der Einlegearbeit

Auf den ersten Blick sieht man nur feine Linien und sich wiederholende Muster – reine Dekoration, denkt man. Doch jedes Werk aus Khatam verbirgt eine stille Meisterleistung: Stunden sorgfältiger Handarbeit, jahrhundertealtes Wissen und eine tiefe kulturelle Bedeutung.

Was ist Khatam?

Khatam (auch Khatamkari genannt) ist eine traditionelle persische Intarsientechnik, bei der winzige geometrische Formen aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt und auf Holzflächen aufgetragen werden. Dabei entstehen filigrane, sich wiederholende Muster – meist in Form von Sternen oder Dreiecken.
Diese Technik erfordert höchste Präzision und Geduld. Jeder Schritt – vom Schneiden der Materialien bis zum endgültigen Polieren – wird von Hand durchgeführt. Khatam ist kein Produkt der Massenproduktion, sondern Ausdruck echter Handwerkskunst.

Die Geschichte der Khatamkunst

Die Wurzeln von Khatam reichen bis in die Antike zurück, doch ihre Blütezeit erlebte sie während der Safawiden-Dynastie (16.–18. Jahrhundert). In dieser Zeit wurde die Technik verfeinert und fand Eingang in die Gestaltung von Möbeln, Miniaturbildern, Türen, Spiegelrahmen und Gebrauchsgegenständen in Palästen und Moscheen.
Besonders berühmt für Khatam-Arbeiten sind heute die Städte Isfahan und Shiraz, in denen diese Kunst bis heute weitergegeben und gepflegt wird.
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Materialien und Herstellung

Bei der Herstellung eines Khatam-Werks werden meist folgende Materialien verwendet:
  • Edle Hölzer: z. B. Ebenholz, Walnussholz, Teak
  • Knochen: häufig Kamelknochen, seltener Rinderknochen
  • Metalle: wie Messing, Silber oder Aluminium
  • Leim und Naturfarben
  • Feinwerkzeuge, um millimetergenaue Schnitte auszuführen
Die Materialien werden in feine Stäbchen geschnitten, geometrisch zusammengesetzt, zu Mustern geklebt und dann in Scheiben geschnitten. Diese Scheiben werden auf Holzflächen montiert und mehrfach geschliffen, bis eine glatte, glänzende Oberfläche entsteht.

Die Geometrie hinter dem Kunstwerk

Khatam lebt von der Harmonie der Wiederholung. Die Muster bestehen oft aus Sternformen mit 6, 8 oder 12 Zacken, deren Struktur an die Ornamentik islamischer Architektur erinnert. Sie symbolisieren nicht nur Ästhetik, sondern auch philosophische Ideen wie Ordnung, Einheit und Unendlichkeit.

Ein Handwerk der Geduld

Die Herstellung von nur wenigen Zentimetern Musterfläche kann mehrere Stunden – manchmal Tage – dauern. Jeder Schritt erfordert höchste Konzentration und handwerkliches Können. Es ist eine Kunstform, die nicht gelernt werden kann, ohne dass man Herz und Hand dafür einsetzt.
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